Es existiert eine Kategorie an Pflanzen, die man mit Schweizer Taschenmessern vergleichen kann. Sie eignen sich hervorragend zu vielfältigen Einsatzzwecken und beweisen sich dadurch als echte Allround-Pflanzen. Zu ihnen gehört bekanntermaßen der Hanf, der von seinen Samen als Lebensmittel, über die Pflanzenfasern als extrem belastbare Textilgrundlage bis hin zu den Blättern als Tee und dem Holzkern der Pflanze für Pressholzprodukte zahlreiche Einsatzgebiete abdeckt. Sogar als Medizin werden die Blüten mittlerweile unter gewissen Umständen anerkannt und bescheren dem Hanf einen zunehmend guten Ruf.
Ähnlich dürfte es, zumindest in der westlichen Welt, in naher Zukunft auch dem Bambus ergehen. In seinen Heimatländern bereits traditionell geschätzt und als Dekorationsbegrünung, Baumaterial oder auch Lebensmittel gewertschätzt, werden seine besonderen Eigenschaften nun auch zunehmend in anderen Weltteilen bekannt. Das liegt nicht zuletzt auch an den besonders hohen Erträgen, die mit Bambus in kurzer Zeit erwirtschaftet werden können. Dank seiner trotzdem sehr hohen Stabilität qualifiziert er sich somit als Baumaterial für eine grünere Zukunft.
Einsatzgebiete von Bambus
Wer dieser Tage aufmerksam durch große Einrichtungskaufhäuser geht, kann mit Leichtigkeit feststellen, dass Bambus seinen Weg schon in Möbel und andere Haushaltsprodukte gefunden hat. Da sind Bambus-Tischplatten, Bambus-Stühle, Schneidebrettchen, Schranktüren und vieles mehr, was aus dem kräftigen Hohlstamm des grünen Grasgewächses hergestellt wurde. Auch Zahnbürsten aus Bambus fallen einem beim Einkaufen gelegentlich zufällig ins Auge und lassen ihre Nachbarn aus Kunststoffen alt aussehen.
Besonders interessant sind die gewagter wirkenden Einsatzgebiete des Süßgrases, wie im Falle von Bambusfahrrädern. Das ist auch keineswegs ein PR-Gag, sondern bietet tatsächlich gleich mehrere Vorteile. Doch welche Vorteile hat der Bambus nun konkret, die ihm den Einzug in diese Vielfalt an Einsatzgebieten beschert hat?
Vorteile von Bambus als Werkstoff
Im Fall von Fahrrädern punktet der Bambus in Sachen Stabilität und Elastizität gleichermaßen im Vergleich zum üblicherweise verwendeten Aluminium. Dessen Gewinnung und Verarbeitung geht mit einer hohen Nebenproduktion an Umweltgiften einher. Bambus hingegen muss nicht aufwendig gewonnen und verarbeitet werden, sondern wäschst – vor allem schnell wieder nach. Hier lohnt sich der Vergleich zu seinem Hauptkonkurrenten, dem Holz.
Bambus wächst nämlich, trotz seines hohlen Kerns, deutlich dichter und schneller als Holz. Hier wird es auch für Papierhersteller interessant, die für ihr Produkt auf den enthaltenen Zellstoff angewiesen sind. An diesem Beispiel wird deutlich, dass nicht jedes Anwendungsgebiet des Materials auch mit der natürlichen Struktur der Bambuspflanze auskommen muss.
Dank seines hohen Wuchses sind die Pflanzenfasern des Bambus in hohem Maße belastbar, ohne zu brechen. So belastbar und flexibel sogar, dass das Material auch in größeren Bauwerken zum Tragen kommen kann, wenn Bambusfasern aufgetrennt und mit Harz verpresst werden. Dann kann die Pflanze auch Holz und Stein des konventionellen Hausbaus – gewinnbringend für Funktion und Umwelt zugleich – ersetzen. Besonders für afrikanische Länder ist das interessant, da Stahl dort kaum vorkommt. Auch in Europa, Asien und Amerika wird Bambus schon als Baumaterial der Zukunft im Hausbau gehandelt.
Nachhaltiger und umweltschonender Anbau
Dieser Trend wird dadurch ermöglicht, dass Bambus zusätzlich zu all seinen besonderen Eigenschaften, anspruchslos auf Böden gedeiht, die sonst kaum Landwirtschaft zuließen. Das bedeutet, dass der Bambusanbau nicht in Konkurrenz zum Lebensmittelanbau treten müsste, wie es dem Biosprit oft, und teilweise berechtigt, vorgeworfen wird.
Auch werden kaum Dünger, nur wenig Wasser und kein Pestizid oder Herbizid benötigt. Wem das noch nicht ausreicht, der kann sich auch darauf verlassen, dass Bambus CO2 schneller bindet, als Holz dies könnte und die Pflanze bei der Ernte nicht einmal getötet, sondern lediglich gekürzt wird.
So viele Vorteile ohne einen Nachteil? Nun ja, das wäre für den Menschen eine Neuigkeit, etwas Gutes nicht auch zum Schlechteren verwenden zu können. Wenn für den schnell wachsenden Bedarf an Bambus Regenwälder abgeholzt werden, um Platz zu schaffen für riesige Monokulturen, kann Bambus, trotz seiner Vorzüge, auch diesen Schaden nicht wieder ausgleichen. Dies gilt es selbstverständlich grundsätzlich zu verhindern – und mit Bambus sind wir auf einem spannenden, zukunftsweisenden Weg!